Wie wird MS diagnostiziert – und wie gehen Betroffene damit um? (Video)

Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Teile des zentralen Nervensystems nach und nach vom eigenen Immunsystem attackiert und geschädigt werden. MS wird manchmal auch die Krankheit mit den tausend Gesichtern genannt, da sie sich bei vielen Menschen mit ganz unterschiedliche Symptomen zeigt. Wie also lässt sich MS diagnostizieren? Im Artikel beschreiben wir das Vorgehen. Doch vorab: Viele Betroffene sind durch die Diagnose zunächst verunsichert oder ängstlich – sie verspüren Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Um die Belastungen besser zu meistern und Strategien im Umgang zu entwickeln, bietet sich eine psychologische Begleitung an. Im Video erklärt unsere Expertin, Psychotherapeutin Sally Schulze, wie Betroffene mit der Diagnose umgehen – und wie eine therapeutische Begleitung helfen kann.

Was sind die ersten Anzeichen einer MS-Erkrankung?

Da bei der MS unterschiedliche Bereiche des Nervensystems betroffen sein können, zeigen sich dementsprechend ganz unterschiedliche Frühsymptome. Am Häufigsten treten Empfindungsstörungen in den Armen oder Beinen auf. Dabei kann es sich um ein Taubheitsgefühl oder ein ungewohntes Kribbeln handeln und bis zu Koordinationsstörungen oder krampfartigen Lähmungserscheinungen reichen. Auch Sehstörungen, meist nur auf einem Auge, zählen zu den häufigsten ersten Anzeichen einer MS-Erkrankung. Andere Anzeichen können eine Abnahme der Aufmerksamkeit, der Konzentrations- oder der Merkfähigkeit sein. Das Gefühl, ständig abgeschlagen und unnatürlich schnell erschöpft zu sein, die sogenannte Fatigue, zählt zu den häufigsten frühen Symptomen. Darüber hinaus werden häufig auch Blasen- oder Darmentleerungsstörungen beschrieben.

Diagnose der MS durch den Neurologen

Diese Symptome können ihre Ursache in einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten haben. Die MS-Diagnose ist daher häufig eine Ausschlussdiagnose; das heißt Krankheiten, die ebenso für die Symptome verantwortlich sein könnten, müssen ausgeschlossen werden. Dies geschieht zuvorderst durch eine sorgfältige Anamnese, also eine Betrachtung der bisherigen Krankheitsgeschichte, durch den Hausarzt oder Neurologen. Jede Information, die der Arzt erhält, mag sie auch noch so belanglos erscheinen, kann helfen ein klares Bild des Gesundheitszustandes zu erstellen. Besteht der Verdacht einer MS-Erkrankung, folgen unterschiedliche neurologische Untersuchungen. Zuerst wird der körperliche Zustand bestimmt, indem Koordination, Feinmotorik, Muskelkraft, Sensibilität und Reflexe getestet werden:

  • Test der Kraft und der Feinmotorik: Handdrücken, Fingerspreizen gegen einen Widerstand, Beugung und Streckung in Ellenbogen und Knien, Arm- und Beinvorhalteversuche, Reflexe – dabei zählt insbesondere der Seitenvergleich.
  • Test der Sensibilität: Untersuchung der Schmerz-, Temperatur- und Tiefensensibilität mit spitzen oder stumpfen, warmen oder kalten, weichen oder rauen Gegenstände; Außerdem Untersuchung der Tiefensensibilität, des Lagesinns und des Vibrationsempfindens durch weitere Übungen.
  • Test der Koordinationsfähigkeit: Zielbewegungen z. B. mit dem Finger-Nase-Versuch
  • Test des Gleichgewichts: Überprüfung des Gangbildes bei geschlossenen Augen, beim Balancieren auf einer gedachten Linie, auf Zehenspitzen oder auf den Fersen
Ein Neurologe testet die Reflexe einer Patientin
Ein Neurologe testet die Reflexe einer Patientin

Evozierte Potentiale – Die Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit

Eine tiefergehende Untersuchung ist die Bestimmung sogenannter evozierter Potentiale. Diese Untersuchung ist besonders wichtig, da sie schon Hinweise auf typische Nervenschädigungen geben kann, bevor sich erste Symptome der MS bemerkbar machen. Über Elektroden wird gemessen wie lange ein bestimmter Reiz benötigt, bis er im Gehirn verarbeitet wird. So wird die Leitungsgeschwindigkeit der Nervenbahnen bestimmt. Bei visuell evozierten Potentialen wird dazu beispielsweise ein wechselndes Schachbrettmuster gezeigt. Eine verlangsamte Leitungsgeschwindigkeit kann ein Hinweis auf krankheitstypisch geschädigte Nervenbahnen sein.

Eine Patientin bei einer MRT-Untersuchung
Eine Patientin bei einer MRT-Untersuchung

MRT, Liqordiagnostik und McDonald Kriterien

Eine weitere wichtige Untersuchung bei Verdacht auf MS ist die Magnetresonanztomographie (MRT). MRT ist ein bildgebendes Diagnoseverfahren, allerdings ohne die schädigende Wirkung von Röntgenstrahlen. Mit ihr können krankheitsbedingte Veränderungen im Nervensystem entdeckt werden. Über spezielle Kontrastmittel lassen sich sogar aktive Entzündungsherde im Gehirn oder im Rückenmark sichtbar machen. Auch eine Liquordiagnostik kann Hinweise liefern: Durch eine Lumbalpunktion wird dem Rückenmarkskanal Nervenwasser entnommen und auf bestimmte Eiweißmuster untersucht, die typisch für MS sind. Dabei schaut man auf sogenannte oligoklonalen Banden (OKB), die aufgrund einer gesteigerten Antikörperproduktion entstehen. Wenn sich die Entzündung auf das zentrale Nervensystem beschränkt (wie es bei der Multiplen Sklerose der Fall ist), sind diese Antikörper nur im Liquor nachweisbar, nicht jedoch im Blut. Außerdem kann das Nervenwasser auf Keime untersucht werden, um Krankheiten wie Borreliose auszuschließen. Mit Hilfe der Liqordiagnostik sowie der MRT lässt sich anhand der so genannten McDonald Kriterien mit großer Sicherheit feststellen, ob eine sichere, eine mögliche oder keine MS vorliegt. Dazu wird die räumliche und zeitliche Verteilung der Krankheitszeichen betrachtet. Um zu einem sicheren Ergebnis zu gelangen, kann dies Untersuchungen über mehrere Monate hinweg notwendig machen.

Frühzeitige Diagnose fördert die Therapiemaßnahmen

Erst aus der Summe der unterschiedlichen Diagnoseverfahren lässt sich zuverlässig das Vorliegen einer MS-Erkrankung feststellen. Dank neuer und immer weiter verfeinerter Untersuchungsverfahren lässt sich relativ schnell eine zuverlässige Diagnose erstellen. Dadurch wird ein möglichst frühzeitiger Beginn von Therapiemaßnahmen gegen die Krankheit mit den Tausend Gesichtern ermöglicht.

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