Fatigue und MS: Was hilft bei quälender Müdigkeit?

Müde, abgeschlagen, energielos – so fühlen sich Patienten, die vom so genannten Fatigue Syndrom betroffen sind. Es gilt als eines der „unsichtbaren Symptome“ der Multiplen Sklerose, unter denen Betroffene aufgrund des Unverständnisses anderer Menschen oft besonders stark leiden. Was genau ist die Fatigue – und was kann man dagegen tun?


Fatigue und Muliple Sklerose: Was hilft gegen die Müdigkeit

Was bedeutet Fatigue?

Der Begriff Fatigue stammt aus dem Französischen und bedeutet ins Deutsche übersetzt nichts anderes als Müdigkeit oder Erschöpfung. Der Begriff erfasst nur teilweise, was Fatigue für die betroffenen Patienten bedeutet: eine bleierne Müdigkeit, ständig erschöpfte Kraftreserven und das dringende Bedürfnis, einfach nur zu liegen und nichts zu tun. Die Fatigue hat dabei nichts mit vorangegangenen Anstrengungen – etwa beim Sport – oder mit nächtlicher Schlaflosigkeit zu tun. Sie ist vielmehr eine Begleiterscheinung, die bei unterschiedlichen Erkrankungen als Symptom diagnostiziert wird. Vor allem bei Krebspatienten nutzen Mediziner den Begriff, oft spezifisch mit dem englischen Terminus Cancer Fatigue. Aber auch in anderen medizinischen Fachbereichen wird das Erschöpfungssyndrom diagnostiziert, etwa als Folge schwerer Herz- oder Lungenerkrankungen und bei chronischen Krankheiten wie der Multiplen Sklerose, Rheuma, AIDS oder Morbus Chron. Nicht verwechselt werden darf das Fatigue Syndrom mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom, das als eigenständige Erkrankung gilt.

Was bedeutet das Fatigue Syndrom für Betroffene?

Fatigue unterscheidet sich deutlich von der Müdigkeit, die gesunde Menschen nach einem anstrengenden oder langen Tag empfinden. Betroffene beschreiben eher eine dauerhafte mentale und körperliche Schwäche, die einen deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Oft steigen Energiemangel und Erschöpfung im Laufe des Tages immer weiter an, sodass die Müdigkeit üblicherweise sechs Stunden und mehr spürbar ist. Die Symptome sind teilweise so stark, dass an die Ausübung einer normalen Arbeit nicht zu denken ist – ganz zu Schweigen von größeren Belastungen oder Tätigkeiten, bei denen eine hohe Konzentration gefordert ist. Viele Betroffene ziehen sich daher aus dem Berufsleben zurück, manche sogar aus ihrem sozialen Umfeld. Der Grund: Als „unsichtbares“ Symptom bringen die Menschen im Umfeld der Betroffenen teilweise wenig Verständnis für die abnormale Erschöpfung auf, zumal Patienten dabei vollkommen gesund aussehen können. „Reiß dich mal zusammen“, ist das letze, was Betroffene in dieser Situation hören wollen. Besonders unangenehm ist, dass die Symptome besonders bei warmen Temperaturen zunehmen, also ausgerechnet an schönen Sommertagen spürbar sind, wenn es Freunde und Bekannte zu Aktivitäten in den Park zieht.

Fatigue und MS Symptome

Das Fatigue Syndrom zeigt sich bei vielen Patienten bereits früh im Krankheitsverlauf oder bereits direkt nach der MS Diagnose. Manchmal tritt es allerdings auch erst im weiteren Verlauf auf. Welche Verlaufsform der Multiplen Sklerose vorliegt und wie groß der Grad der Behinderung ist, spielt dabei oft keine entscheidende Rolle – das Fatigue Syndrom kann jeden Patienten treffen. Etwa 80 Prozent der Erkrankten leiden mehr oder weniger stark unter der bleiernen Erschöpfung. Während ein Teil der Betroffenen eher eine mentale Müdigkeit und Konzentrationsstörungen empfinden, zeigen andere eher körperliche Symptome; auch Kombinationen sind oft möglich. Da viele MS-Patienten krankheitsbedingt sowieso schon unter einer höheren Wärmeintoleranz leiden (Stichwort: Uhthoff-Phänomen), wird das Problem der Termperaturabhängigkeit bei diesem Krankheitsbild noch verstärkt. Bei MS-Patienten kann das Fatigue Syndrom sowohl als direkte Folge der Haupterkrankung auftreten als auch als „sekundäre Fatigue“, also als Reaktion auf andere Erkrankungen oder Medikamente.

Therapie mit Medikamenten

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (dmsg) listet verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten auf, die – so der Verband – allerdings oft zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. In Einzelfällen soll etwa ein Wirkstoff, der eigentlich bei der Behandlung von Viruserkrankungen eingesetzt wird, positive Effekte gezeigt haben. Eine weitere Alternative sei ein Medikament, das sonst bei der Behandlung von Narkolepsie eingesetzt wird und über keine Zulassung zur Behandlung von Fatigue verfügt. Obgleich erste Studien auf positive Effekte auf die subjektiv empfundene Erschöpfung hinweisen, fehlt bislang ein echter Wirksamkeitsnachweis, sodass Krankenkassen eine Behandlungskosten oft nicht übernehmen. Auch die Einnahme von antriebssteigernden Antidepressiva wie Noradrenalin- oder Serotonin-Aufnahmehemmern sei möglich, so der Verband. Was allen Behandlungsansätzen gemein ist: Es handelt sich um verschreibungspflichtige Medikament mit teils schweren Nebenwirkungen. Betroffene sollten sich von ihrem behandelnden Arzt beraten lassen, ob ein Versuch mit einer der Möglichkeiten sinnvoll ist.

Unsere Top-8-Tipps bei Fatigue

1. Cool bleiben! Da bei vielen Patienten vor allem hohe Temperaturen zu stärkeren Symptomen führen, sollten sie die Mittagshitze im Sommer meiden. Ansonsten ist aller erlaubt, was kühlt: Die Klimaanlage im Auto, kalte Bäder oder spezielle Bekleidungsstücke wie Kühlwesten, Nackentücher oder Kühlstrümpfe. Sanitätsgeschäfte bieten mittlerweile ein breites Sortiment an Kleidungsstücken, in die sich Kühlelemente integrieren lassen.

2. Richtig ernähren! Brasilianische Wissenschaftler haben in einer Studie herausgefunden, das eine fettarme Ernährung mit Vollwertprodukten, Omaga-3-Fettsäuren und viel frisches Obst und Gemüse die Symptome der Fatigue möglicherweise lindern kann.

3. Ruhepausen einlegen! Besonders bei Patienten mit nicht übermäßig stark ausgeprägten Symptomen sollten auf ihren Körper hören und konsequent Ruhephasen einlegen. Da die Symptomatik bei jedem Patienten anders ist, lohnt es sich, die Reaktionen des eigenen Körpers auf verschieden Lange Pausen zu verschiedenen Uhrzeiten zu notieren, um einen persönlichen Ruhe-Aktivitäten-Mix zu entwickeln.

4. Fit bleiben! Sportlich aktive Patienten können ihre allgemeine körperliche Belastbarkeit durch Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren verbessern. Oft führt ein guter Trainingszustand zu einer deutlichen Verminderung der Symptome.

5. Aufgaben flexibel planen! Jeder Tag ist anders, und manche sind schlicht nicht zu gebrauchen. Statt einer ToDo-Liste für den Tag, sollten Sie eine für die Woche anlegen, auf der Sie ihre Aufgaben flexibel von einem Tag auf den anderen schieben können. Da die Fatigue meistens im Verlaufe des Tages stärker wird, sollten Sie besonders wichtige oder anspruchsvolle Aufgaben am besten bereits am Vormittag erledigen. Der Nachmittag ist dann für leichtere Routineaufgaben reserviert.

6. Längere Auszeiten nehmen! Viele Einrichtungen bieten Reha-Maßnahmen an, bei denen Patienten nicht nur durch körperliche Aktivitäten etwas gegen die Fatigue tun, sondern bei denen Strategien und Hilfsmittel zum Umgang mit dem Syndrom vermittelt werden. Informationen dazu erhalten Sie oft bei Ihrer Krankenkasse.

7. Viel trinken! Flüssigkeitsmangel kann die Symptome des Fatigue Syndroms verstärken. Zwei bis drei Liter täglich sind ohnehin Pflicht, sofern Herz und Nieren gesund sind, und im Sommer darf es gerne auch mehr sein.

8. Ausprobieren! Sie stellen fest, dass Ihnen ganz andere Dinge dabei helfen, einen Tag ohne große Erschöpfungssymptome zu bestreiten? Das Spielen mit den Kindern? Wandern an der frischen Luft? Hören Sie auf das Feedback Ihres Körpers und steigern Sie Ihre Achtsamkeit.

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