Wieso wir Kapselhüllen aus Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) verwenden

Wenn Sie sich mit der Liste der Inhaltsstoffe der Produktpalette von Navimol auseinandersetzen, werden sie früher oder später über dieses Wortungetüm stolpern: Hydroxypropylmethylcellulose, manchmal auch abgekürzt als HPMC oder E464. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas abschreckend wirken kann, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als eine aufbereitete Variante des pflanzlichen Naturstoffs Cellulose, und das ist der Baustoff unserer Kapselhüllen. Erfahren Sie hier, warum wir HPMC als Kapselhüllen für unsere Produkte nutzen und wo der vielseitige Stoff außerdem Verwendung findet.

Warum verwenden wir Hydroxypropylmethylcellulose - und was ist das überhaupt?
Warum verwenden wir Hydroxypropylmethylcellulose – und was ist das überhaupt?

Warum überhaupt Kapselhüllen?

Für Nahrungsergänzungsmittel sind sogenannte Hartkapseln eine geeignete Darreichungsform. In der offiziellen Nomenklatur der Gesundheitsbörden werden diese Kapseln standardisiert als „Überzugmittel“ bezeichnet. Pulverisierte Pflanzenextrakte, Vitamine und Mineralstoffe lassen sich so bedarfsgerecht portionieren und lichtgeschützt verpacken. Die Kapseln bestehen aus zwei Teilen, dem Kapselkörper und der Kappe. Der etwas größere Körper wird mit dem Präparat befüllt und dann mit der Kappe dicht verschlossen. Im Gegensatz zur Darreichung in Tablettenform werden die empfindlichen Inhaltsstoffe beim Verpacken so keinem mechanischen Druck oder Wärme ausgesetzt. Hartkapseln sind geschmacksneutral und lassen sich mit etwas Wasser leicht einnehmen. Die Kapseln lösen sich im Magen auf und geben die Inhaltsstoffe frei. Für lange Zeit war Gelatine das wichtigste Ausgangsmaterial zur Herstellung von Kapselhüllen. Da Gelatine aus Tierhaut und Knochen gewonnen wird, ist sie jedoch für Veganer und Menschen, die aus Glaubensgründen auf den Verzehr bestimmter Tierprodukte verzichten möchten, ungeeignet. Mit HPMC steht mittlerweile ein völlig unbedenkliches Produkt auf pflanzlicher Basis zur Verfügung.

Cellulose – Der Baustoff von HPMC

Ausgangstoff für die Herstellung von HPMC ist Cellulose, die aus zerkleinerten Holzstücken gewonnen wird. Cellulose ist ein Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und besteht ihrerseits aus einer Kette von mehreren hunderten bis tausenden Glukosemolekülen. Bei Cellulose handelt es sich also um ein so genanntes Biopolymer. Der Begriff „Polymer“ bedeutet – aus dem Altgriechischen hergeleitet – „aus vielen (gleichen) Teilen aufgebaut“. Ein verwandtes Biopolymer ist übrigens Stärke. Auch Stärke besteht aus tausenden aneinandergereihten Glukosemolekülen. Da bei Stärke die Glukosebausteine etwas anders miteinander verknüpft sind und sich an den Ketten auch Abzweigungen bilden, neigt Stärke dazu, Knäuel zu bilden. So können kompakte Strukturen entstehen, in denen, in Form der einzelnen Zuckermoleküle, viel Energie gespeichert ist. Während die Glucose der Stärke vom menschlichen Körper verwertet werden kann, ist die Cellulose dagegen für Menschen unverdaulich. Dafür lässt sich Cellulose durch ihre Kettenstruktur zu komplexen und stabilen Strukturen „verweben“. Das machen sich nicht nur die Pflanzen zunutze, sondern mit zunehmenden technischen Möglichkeiten auch der Mensch.

Von essbaren Folien bis hin zu Kapselhüllen

Von besonderem Interesse sind dabei die sogenannten Cellulosederivate. Dabei handelt es sich um modifizierte Cellulose. Durch das Hinzufügen bestimmter Bausteine (man spricht hier von der Substitution funktioneller Gruppen), lassen sich einige Eigenschaften der Cellulose verändern. Das betrifft vor allem die Löslichkeit von Cellulose. Während Cellulose von Natur aus nicht wasserlöslich ist, sind es viele ihrer Derivate. In wässrigen Lösungen bilden sie zähe Flüssigkeiten. Diese Eigenschaft macht sie in unterschiedlichen industriellen Bereichen nützlich. Außerdem sind Cellulosederivate in der Lage, zusammenhängende Filme zu bilden. Dadurch eigenen sie sich als Überzug, um beispielsweise Speisen einen gewissen Glanz zu verleihen. Auch essbare Folien lassen sich somit herstellen, oder eben die Kapselhüllen für Nahrungsergänzungsmittel. Je nach Substitutionsgrad lösen diese sich unterschiedliche langsam auf. Die funktionellen Gruppen der Hydroxypropylmethylcellulose basieren auf den Kohlenwasserstoffen Propan (HydroxyPropyl-) und Methan (Methyl-). Durch diese Bausteine ist also der Grad der Löslichkeit bestimmt.

Ausschnitt eines Hydroxypropylmethylcellulose Moleküls
Ausschnitt eines Hydroxypropylmethylcellulose Moleküls

Wofür wird HPMC außerdem verwendet?

Cellulose und einige ihrer Derivate finden häufig in der Lebensmittelindustrie Anwendung. Sie sind dort unter den E-Nummern 460 bis 469 zu finden. Als Füll- und Verdickungsmittel geben sie Soßen und Cremes die gewünschte Konsistenz, sie unterstützen die Bildung von Emulsionen oder verhindern bei Speiseeis die Bildung von unappetitlichen Eiskristallen. Cellulose und ihre Derivate sind Ballaststoffe, das heißt sie können von Menschen nicht verdaut werden, regen gleichwohl aber die Verdauung an. Aus diesem Grund finden sich HPMC und ihre Schwestern häufig in Light-Produkten wieder, um diesen die Cremigkeit zu geben, die sonst aus dem Fettanteil käme. E464 wird häufig in Frikadellen oder vegetarischen Bratlingen verwendet, da sie die spezielle Eigenschaft besitzt, bei höheren Temperaturen fest zu werden und sich bei niedrigen Temperaturen wieder aufzulockern. So bleibt das Bratgut in der Pfanne stabil, während es sich im Mund trotzdem locker anfühlt. Auch jenseits der Lebensmitteltechnik finden sich reichlich Anwendungsmöglichkeiten für die Celluloseabkömmlinge. Aufgrund der guten Hautverträglichkeit sowie der Fähigkeit, Wasser zu speichern, wird HPMC in kosmetischen Cremes und Seifen als Emulgator und Verdickungsmittel verwendet. Durch die hohe Wasserspeicherkapazität wird HPMC als sogenannte künstliche Tränen bei trockenen Augen eingesetzt. Außerdem ist Methylcellulose ein Hauptbestandteil von Tapetenkleister.

Ist HPMC unbedenklich?

Es handelt sich um vegane Kapseln, die vom Körper wie ein wasserlöslicher Ballaststoff unverdaut ausgeschieden werden. Die Verträglichkeit von Lebensmittelzusatzstoffen wird normalerweise über ihren ADI-Wert angegeben (acceptable daily intake), also über die erlaubte Tagesdosis. Der Wert gibt die Dosis an, die bei lebenslanger täglicher Einnahme als medizinisch unbedenklich betrachtet wird. Festgelegt wird er etwa durch das Bundesinstitut für Risikobewertung oder die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). HPMC gilt allerdings als gesundheitlich unbedenklich, sodass hier kein ADI-Wert festgelegt wurde.

Wann eigenen sich magensaftresistente Kapseln?

In speziellen Anwendungsfällen bieten sich magensaftresistente Kapseln oder DR-Caps (Delayed Release Capsules) für eine verzögerte Freisetzung der Inhaltsstoffe an. Einige dieser Kapseln bestehen ebenfalls aus HPMC, sind aber mit synthetischen Chemikalien überzogen, die dem Milieu im Magen standhalten. Die Idee ist, dass diese Kapseln sich erst im Dünn- oder Dickdarm auflösen und dort den Inhalt freigeben. Diese Eigenschaft ist immer dann sinnvoll, wenn die Wirkstoffe nicht über den Magen aufgenommen werden können oder im sauren Milieu des Magens zerstört werden würden. Magensaftresistente Darreichungsformensind allerdings oft beratungsintensiv. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass nach einer Aufnahme eine Esspause von mehreren Stunden nötig ist, damit die Kapsel in den Darm weiterwandern kann. Es besteht ansonsten das Risiko, sodass sich mehrere Kapseln im Magen ansammeln können, wenn die Nutzer die Anwendungshinweise nicht sehr genau beachten. Der Einsatz solcher Kapseln sollte also von Herstellern nicht leichtfertig erfolgen, da so unter Umständen Überdosierungen entstehen können.

Unsere Kapseln bestehen aus HPM-Cellulose
Unsere Kapseln bestehen aus HPM-Cellulose

Sind magensaftrestente Kapseln besser oder schlechter?

Das hängt von den jeweiligen Inhaltsstoffen ab. Derzeit führen wir ausschließlich Produkte, bei denen HPMC als Überzugmittel sinnvoll ist, weil sie entweder über den Magen aufgenommen werden oder die Passage durch den Magen „überstehen“. Allerdings gibt es Anbieter am Markt, die magensaftresistente Kapseln dennoch als Argument in ihrer Werbung verwenden. Falls Sie sich bei einem Inhaltsstoff unsicher sind, ob er besser in magensaftresistenten Kapseln verabreicht werden sollte, raten wir Ihnen: Recherchieren Sie, für welche Darreichungsform sich Ernährungsexperten oder andere Fachleute in Studien oder Veröffentlichungen entschieden haben, in denen die Wirkung der jeweiligen Inhaltsstoffe bewertet wurden. Die Wahl der dort verwendeten Überzugmittel ist selbstverständlich nicht willkürlich, sondern sie erfolgt nach Abwägung aller Vor- und Nachteile. Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln dürfen Ihnen aus rechtlichen Gründen hingegen keine Angaben zur Wirksamkeit von Inhaltsstoffen machen, die über die so genannte Health-Claim-Verordnung hinaus gehen. Dort ist sehr spezifisch und restriktiv geregelt, mit welchen gesundheitsbezogenen Aussagen die Hersteller ihre Produkte beschreiben und bewerben dürfen. Das gilt auch für die Wahl des Überzugmittels. Diese Regeln schützen die Verbraucher und legen die Verantwortung für Ernährungsempfehlungen in die Hände von unabhängigen Fachleuten – ein Ansatz, den wir ausdrücklich unterstützen.

Externe Quellen