Welche Augenuntersuchungen sind bei Kindern sinnvoll?

Schon bei ihrer Geburt sind Kinder mit zwei hochentwickelten Sinnesorganen ausgestattet, mit denen sie die Welt entdecken und erobern: ihren Augen. Zum Geburtstermin ist die anatomische Entwicklung der Netzhaut weitestgehend abgeschlossen. Direkt nach der Geburt bleiben die Augen meist geschlossen – denn gut sehen will geübt werden. Die Entwicklung der vollen Sehleistung erfolgt in den ersten sechs Lebensmonaten. Die meisten Eltern kennen diese Entwicklungsschritte, doch die wenigsten wissen, wie wichtig frühe Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt ist. Grund genug, die Wichtigsten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.


Ein Mädchen schaut in die Kamera und kneift die Augen zusammen
Ein Mädchen schaut in die Kamera und kneift die Augen zusammen

Klassische Vorsorgeuntersuchungen für die Augen beim Kinderarzt

Die Augen begleiten einen Menschen im Normalfall sein ganzes Leben lang. Und auch ihr Schutz ist in jeder Lebensphase wichtig – bereits bei Kindern. Normalerweise ist die Untersuchung bei Teil der so genannten U-Untersuchungen, die von den Krankenkassen übernommen werden. Seit 2017 beinhaltet die Kinder-Richtlinie für diese Untersuchungen auch eine Neuregelung zur Erkennung von Sehstörungen. Bereits bei der U2-Untersuchung (3.-10. Lebenstag) fragt der Arzt etwa nach erblich bedingten Augenerkrankungen in der Familie. Außerdem prüft er auf physiologische Auffälligkeiten der Augäpfel, der Lider und der Pupillen. Bei den folgenden Untersuchungen kommen kontinuierlich weitere Prüfmerkmale hinzu. Die Prüfung der Augenreaktion auf Bewegungen und Licht (U3 in der vierten Lebenswoche), über einen Test auf Schielen oder den Grauen Star (U3 im vierten Lebensmonat) bis hin zur Überprüfung der Sehschärfe und des räumlichen Sehens (U6 im 10.-12. Lebensmonat), weiterhin später (U7, 8 und 9 ab dem 24. Lebensmonat). Bereits wenn der Verdacht einer Beeinträchtigung der Sehkraft vorliegt, übergibt der Kinderarzt an einen Augenarzt, der eine abschließende Diagnose stellt und mit einer Behandlung beginnen kann.

Warum besonders einseitige Beeinträchtigungen zu Schäden führen können

Die Natur hat das Auge des Menschen auf seine Bedürfnisse eingestellt: Ähnlich wie die menschliche Hand universell einsetzbar ist, so ist das Auge für die Bedingungen des menschlichen Lebens hervorragend entwickelt: Es kann in der Nähe und in der Ferne scharf eingestellt werden. Es ist gut vor Verletzungen in der Augenhöhle eingepasst und drehbar gelagert und durch die Lider gut geschützt. Die Anpassung an alle Lichtmengen erfolgt grob über eine Irisblende und in der Feineinstellung mit einer ausgeklügelten „Software“ in der Netzhaut und im Gehirn. Es existieren sogar gleich zwei dieser hochentwickelten Sinnesorgane, um räumliche Entfernungen präzise beurteilen zu können. Die leicht unterschiedlichen Bilder der zwei Augen werden im Gehirn zu einem Bild mit Informationen über die Tiefenverhältnisse zusammengelegt. Eine einseitige Sehstörung wird dabei für die Sehentwicklung als besonders gefährlich bewertet: Wenn man nicht rechtzeitig eingreift, wird dieses Auge schwachsichtig (amblyop); es wird vom Sehzentrum im Gehirn quasi abgeschaltet. Eine solche Amblyopie kann bei allen der im Folgenden dargestellten Entwicklungsschritte auftreten.

Frühchen: Überprüfung der Netzhautentwicklung

Bei Frühchen, die vor dem achten Schwangerschaftsmonat das Licht der Welt erblicken, ist die Entwicklung der Netzhaut noch nicht abgeschlossen, sodass sie wöchentlich überwacht werden muss. Denn durch eine unzureichende Ausbildung von Blutgefäßen in der Netzhaut kann es bei ihnen zu Gefäßwucherungen kommen, die fälschlicherweise in den Glaskörper des Auges hineinwachsen und zu einer Netzhautablösung führen können (Frühgeborenen-Retinopathie). Besonders bei Frühchen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche und mit einem Gewicht von unter anderthalb Kilogramm auf die Welt kommen, besteht ein größeres Risiko für eine solche Netzhautablösung. Wird der Schaden früh entdeckt, kann der Augenarzt mit einer Lasertherapie gegensteuern – dadurch kann in über 90% der Fälle das Augenlicht erhalten werden.

Direkt nach der Geburt: Linsentrübungen erkennen

Auch bei Babys, die sich mit der Geburt bis zum errechneten Termin Zeit lassen, kann ein Arzt mögliche angeborene Fehlentwicklungen erkennen und im Idealfall beheben. Gelegentlich kann zum Beispiel eine angeborene Linsentrübung – also ein kindlicher Grauer Star – die Entwicklung behindern. Wenngleich die Krankheit deutlich häufiger bei älteren Menschen auftritt, können auch Kleinkinder eine angeborene Eintrübung der Linse erleiden: Bei etwa drei von 10.000 Geburten liegt eine solche so genannte Katarakt vor. Der Auslöser dafür kann eine Infektion im Mutterleib sein, etwa mit Röteln oder Herpesviren, oder es liegt eine genetische Veranlagung für ein grauer Star vor. So bleibt normalerweise nur eine operative Behandlung. Dabei werden in der Regel künstliche Linsen (Intraokularlinsen) in das Auge eingesetzt, die dafür sorgen, dass die Entwicklung der Leistungsfähigkeit der Netzhaut nicht behindert wird. Da sich die Brechkraft des Auges in den ersten Lebensjahren stark verändert, ist möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt der Einsatz einer neuen Linse nötig. Früher verzichteten aus diesem Grund einige Augenärzte in manchen Fällen auf den Einsatz der Kunstlinse in den ersten Jahren und setzen stattdessen zunächst auf Kontaktlinsen ein. Welches Vorgehen im individuellen Fall sinnvoll ist, sollte mit dem behandelnden Augenarzt abgesprochen werden.

Ein kleiner Junge schaut skeptisch bei der Augenuntersuchung
Ein kleiner Junge schaut skeptisch bei der Augenuntersuchung

Augenfehlstellung sollten bis zum sechsten Geburtstag behoben werden

Auch in den folgenden Jahren kann sich eine Amblyopie entwickeln, nämlich dann, wenn die parallele Stellung der beiden Augen nicht annähernd erreicht werden kann. In den ersten Wochen ist es völlig normal, dass ein Baby die Augen nicht parallel ausrichten kann. Wenn nach sechs Monaten noch immer eine Augenfehlstellung (Strabismus) vorliegt, sollte der Augenarzt eine Behandlung beginnen. Ohne Behandlung entsteht in ca. 80 bis 90 Prozent aller Fälle eine Schwachsichtigkeit – für das betroffene Kind kann dies zur deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Sofern die Augenfehlstellung nicht behoben wird, ist etwa nach dem sechsten Geburtstag keine Behandlung mehr möglich. Davor ist sie hingegen ganz einfach: Der Strabismus wird häufig mit einer so genannten Okklusionstherapie behandelt, auf Deutsch: per Verschließen. Dies geschieht durch ein Augenpflaster, das phasenweise auf das Auge geklebt wird, das nicht schielt bzw. keine Sehminderung aufweist. Dadurch wird das schwächere, schielende Auge trainiert. Manchmal genügt aber auch nur eine Brille, um den Sehfehler zu korrigieren.

Einschulung: Sehfähigkeit bei der Schuleingangs-Untersuchung

Die Schultüte ist gepackt, der Ernst des Lebens beginnt… ein wenig zumindest. Auch bei der Einschulung werden die Kinder zum Sehtest gebeten, denn fürs Lesen, Schreiben und Rechnen müssen sie die i-Pünktchen an der Tafel und im Schulbuch erkennen können. Die Prüfung der Sehfähigkeit gehört in allen Bundesländern zum Standard der Schuleingangsuntersuchung. Dabei überprüft der Kinderarzt bei allen Kindern die Sehschärfe, das räumliche Sehvermögen und das Farbensehen – schließlich sollen sie den Lernstoff optimal verfolgen können. Auch bei dieser Untersuchung wird bei einem Verdacht auf eine Einschränkung des Sehvermögens ein Augenarzt hinzugezogen, der eine genauere Diagnose stellen kann und der über Sehhilfen oder Behandlungsmöglichkeiten entscheiden kann.

Schulkurzsichtigkeit frühzeitig kontrollieren

Lernen kann anstrengend sein – auch für die Augen. Hinzu kommt die steigende Nutzung von Smartphones und digitalen Medien, auch bei den ganz Kleinen. Dies führt zu einer steigenden Zahl von Schülern mit Kurzsichtigkeit (Myopie). Doch auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Ist die Mutter oder der Vater kurzsichtig, hat der Nachwuchs ein dreimal höheres Risiko, selbst kurzsichtig zu werden. Sind beide Elternteile von Myopie betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit sogar sechsmal so hoch. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die sich mindestens zwei Stunden im Freien (ohne Handy) aufhalten weniger Kurzsichtigkeit entwickeln. Ein kurzsichtiges Kind sollte bei bestätigter Diagnose eine Brille oder Kontaktlinsen tragen. Damit lässt sich die Fehlsichtigkeit zwar nicht beseitigen, aber korrigieren, sodass die weitere Augenentwicklung normal verlaufen kann. Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt, ob und in welchem Maße sich die Kurzsichtigkeit weiterentwickelt.

Ein Junge mit einem abgedeckten Auge
Ein Junge mit einem abgedeckten Auge

Zahlen Krankenkassen Augen-Untersuchungen für Kinder?

Viele Krankenkassen übernehmen die Untersuchungen von Kindern. Vor allem die U-Untersuchungen werden von den Kassen getragen. Auch die erste Jugendgesundheitsuntersuchung, die ab dem 12. Lebensjahr durchgeführt wird, übernimmt die Krankenkasse. Anders sieht das bei den freiwilligen Untersuchungen U10 (sieben bis acht Jahre), U11 (neun bis zehn Jahre) und J2 (16 bis 17 Jahre) aus: Viele Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten, allerdings handelt es sich nicht um eine Pflichtleistung. Eltern können die Krankenkassen allerdings einfach anrufen und nachfragen, ob die Kosten für bestimmte Behandlungen übernommen werden. Das gilt vor allem auch für Untersuchungskosten beim Augenarzt, die nicht Teil der U-Untersuchungen sind. Die Behandlung wird immer von den Krankenkassen übernommen.

Woran erkenne ich Augenerkrankungen bei meinem Kind?

Kleine Kinder können selbst nicht feststellen, dass sie schlecht sehen – ihnen fehlt schlicht und ergreifend der Vergleich. Und weil schlecht sehen auch nicht wehtut, haben sie zunächst auch keinen Grund zum Weinen oder Quengeln. Für Eltern ist es daher nicht leicht, eine verminderte Sehleistung bei ihren Kindern zu erkennen: Sehschwächen werden oft spät entdeckt – manchmal zu spät. Wirkliche Sicherheit bietet nur der Besuch beim Augenarzt, dennoch gibt es einige Indizien, die Eltern ernstnehmen sollten: Falls Kinder die Augen auffallend häufig zukneifen, den Kopf schief halten oder sich unsicher im Raum bewegen, kann dies auf eine verminderte Sehleistung hinweisen. Auch eine besonders ausgeprägte Lichtempfindlichkeit, tränende Augen oder häufige Entzündungen an den Augenlidern sollten Sie zum Anlass nehmen, einen Augenarzt aufzusuchen. Auffällig ist auch, wenn der rote Pupillenreflex bei Bildern mit Blitzlicht in den Augen des Kindes nicht gleich ist. Bei älteren Kindern fällt vor allem auf, dass sie Kopfschmerzen beim Lesen bekommen oder dazu neigen, Inhalte eher bei ihrem Sitznachbarn als von der Tafel abzuschreiben. Wenn Kinder vom Nachbarn hingegen auch Dinge abschreiben, die nicht an der Tafel stehen, liegt dies bekanntermaßen meist nicht an den Augen…

Frühe Vorsorge für lebenslange Sehleistung

Grauer Star, Schielen, Kurzsichtigkeit – Eltern wollen ihre Kinder verständlicherweise vor Augenerkrankungen schützen. Die normalen U-Untersuchungen sind da ein wichtiger Startpunkt für eine gute Vorsorge, doch auch der Besuch beim Augenarzt ist nicht nur etwas für Erwachsene. Das frühe Erkennen von möglichen Augenerkrankungen eröffnet den Kindern ein Leben, in dem ein gutes beidäugiges Sehen und der Zugang zu allen Berufen möglich ist. Der Besuch beim Augenarzt ist also auch für die ganz kleinen Entdecker und Eroberer sinnvoll.

Auvital

Mit Vitamin A und Zink zur Aufrechterhaltung der normalen Sehkraft. Enthält 20mg Lutein und 50mg Resveratrol.

Schließen X

Nahrungsergänzungsmittel

Auvital Kapseln von Navimol