Heiß, gerötet, schmerzhaft: Was genau ist eigentlich eine Entzündung?
So viel vorweg, Entzündungen sind eigentlich etwas Gutes. Sie sind eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf einen schädlichen Reiz. Das können Krankheitserreger ebenso sein, wie hoher Druck, Hitze, Kälte oder Verletzungen durch Fremdkörper oder Überbelastung. Ziel der Entzündung ist es, den Reiz so schnell wie möglich zu beseitigen. Nach außen hin bemerkbar macht sich das durch fünf Leitsymptome, die im betroffenen Bereich auftreten. Dabei handelt es sich um Rötung, Erwärmung, Schwellung, Schmerz und eingeschränkte Funktionsfähigkeit. Vor allem die Rötung und die Erwärmung sind der Grund, warum das Ganze Entzündung heißt.
Die Kardinalssymptome der Entzündung – und was dahintersteckt
- Rötung (Rubor): Durch den schädigenden Reiz werden Zellwände der Blutgefäße angegriffen. Das führt zu einer Ausschüttung von bestimmten Botenstoffen (Histamin, Zytokine, Prostaglandine), die wiederum eine Erweiterung der Blutgefäße einleiten. Dadurch fließt das Blut in dem betroffenen Bereich langsamer, wodurch weitere Botenstoffe und Abwehrzellen besser in das betroffene Gewebe übertreten können. Da sich in dem Bereich nun mehr Blut befindet, erscheint er rot.
- Erwärmung (Calor): Mehr Blut bedeutet auch mehr Wärme, die vom Körperinneren an die betroffene Stelle transportiert wird. Das ist außerdem nützlich, da die meisten physiologischen Prozesse bei Wärme besser ablaufen.
- Schwellung (Tumor): Durch die erweiterten Blutgefäße füllt sich das betroffene Gewebe mit Blutplasma und Leukozyten und Fresszellen und schwillt an. Während die Horden der Abwehrzellen ihrer Arbeit nachgehen, hat die Schwellung den Nebeneffekt, dass sie einen Druckreiz erzeugt, der instinktiv zu einer Schonhaltung des betroffenen Bereichs führt.
- Schmerz (Dolor): Sind von der Schädigung des Gewebes Nervenzellen betroffen, signalisieren diese das durch Schmerz. Aber auch einige der Botenstoffe lösen einen Schmerzreiz aus. Außerdem wird das betroffene Gewebe von den Arbeitern des Immunsystems großzügig abgetragen, bevor es im Rahmen des Heilungsprozesses neu aufgebaut wird. Wie der Druck, führt auch der Schmerz dazu, instinktiv den betroffenen Bereich zu schonen und unterstützt somit die Heilung.
- Eingeschränkte Funktionsfähigkeit (Functio laesa): Je nach Ort und schwere der Schädigung, führt dies alles zu einer mehr oder weniger eingeschränkten Funktionalität des betroffenen Bereichs.
Akute-Phase-Reaktion
Die erste Phase einer Entzündungsreaktion nennt sich Akute-Phase-Reaktion. In ihr werden die Entzündungsmediatoren wie Interleukine und Interferone ausgeschüttet. Diese gelangen über die Blutbahn in die Leber und führen dort zur Produktion von mehr als 30 Akute-Phase-Proteinen, denen wiederum spezifische Aufgaben in der Wundheilung zukommen. Die Konzentration eines dieser Proteine, nämlich des C-reaktiven Proteins (CRP), im Blut kann bis auf das tausendfache des Normalwertes ansteigen und ist somit ein hilfreicher Laborwert um eine Entzündung festzustellen.
Einteilung von Entzündungen
Zeitlicher Verlauf:
- Perakut – plötzlich auftretende, schwere Entzündung, Dauer bis zu zwei Tagen, kann einen tödlichen Verlauf nehmen
- Akut – plötzlich auftretende Entzündungen, Dauer drei bis 14 Tage
- Subakut – mäßig schnell auftretend, Dauer 14 bis 30 Tage
- Chronisch – langsam bis nicht abheilende
- Rezidivierend – wiederkehrend
Erscheinungsbild:
- Serös – Austritt eiweisreicher Flüssigkeit, tritt überwiegend bei Schleimhäuten auf, Schnupfen ist ein typisches Beispiel
- Fibrinös – Austritt von Blutplasma, durch enthaltene Fibrinogene kommt es zu Gerinnung, auf Schleimhäuten bildet sich grauer bis gelblicher Belag
- Eitrig – Austritt von bestimmten Leukozyten, also weißen Blutkörperchen, meistens ausgelöst durch bakterielle Infektionen
- Hämorrhagisch – die Gefäße sind so weit geschädigt, dass Blut austritt
Ausbreitung:
- Lokal – auf einen Ort beschränkt
- Generalisiert – betrifft den ganzen Körper
Auch ein Mückenstich ist eine Entzündungsreaktion
Weiterer Verlauf der Entzündung
Starke Entzündungen können sich auf den gesamten Körper auswirken. Die ersten Symptome dafür sind Abgeschlagenheit und Fieber, es können sich aber auch Appetitlosigkeit, erhöhter Puls und Blutdruck, Müdigkeit oder Schüttelfrost zeigen. Bei einer Blutuntersuchung zeigt sich eine erhöhte Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Doch normalerweise beginnt nach 12 bis 36 Stunden der Heilungsprozess. So wie die Entzündungsreaktion durch verschiedene Botenstoffe eingeleitet wird, wird auch die Heilung durch bestimmte Botenstoffe, die auch Entzündungsmediatoren genannt werden, eingeleitet. Zerstörte Zellen und Gewebereste, die sich eventuell als Eiter angesammelt haben, werden von Fresszellen (Makrophagen) abgetragen. Vom Rand der Entzündung nach innen bildet sich nach und nach neues Gewebe, angefangen mit Bindegewebe und feinsten Blutgefäßen.
Risikofaktoren für erhöhte Entzündungsaktivität
Der Verlauf von Entzündungsreaktionen wird auch durch die eigene Lebensweise beeinflusst. Vor allem der Verzehr tierischer Fette kann zu einer erhöhten Entzündungsaktivität führen. Tierische Fette enthalten die Omega-6 Fettsäure Arachidonsäure und aus dieser werden entzündungsfördernde Botenstoffe hergestellt. Auch bei übergewichtigen Menschen treten häufiger Entzündungen auf, denn im Bauchfett werden zusätzlich entzündungsfördernde Gewebehormone hergestellt. Körper- und gelenkschonender Sport wirkt sich dagegen entzündungshemmend aus. Omega-3 Fettsäuren, enthalten in Nüssen, Saaten und Fisch, sind im Gegensatz zu Omega-6 Fettsäuren an der Bildung von entzündungshemmenden Botenstoffen beteiligt und sollten in ausreichenden Mengen verzehrt werden. Auch die sekundären Pflanzenstoffe und Mineralstoffe, die in frischem Obst und Gemüse enthalten sind, können dazu beitragen Entzündungsreaktionen einzudämmen.