5 Tipps für den Umstieg auf eine Gleitsichtbrille
Die Gleitsichtbrille ist der Allrounder unter den Brillen: Sie korrigiert am oberen Rand die Kurzsichtigkeit (Myopie) und bildet einen stufenlosen Verlauf nach unten, wo sie die Alterssichtigkeit (Presbyopie) korrigiert. Die Sehhilfe kombiniert also Fernbrille, Lesebrille und alles dazwischen. Für viele Brillenträger ist sie damit die erste Wahl – doch oft ist eine Eingewöhnungszeit nötig.
Im Zoo…
Im Zoo: Durch meine normale Brille kann ich den drolligen kleinen Eisbären gut erkennen. Er scheint ebenso neugierig in meine Richtung zu schauen und macht einen tapsigen Schritt auf mich zu. Wie war gleich sein Name? Da gab es doch einen Artikel im Internet; also hilft ein kurzer Blick ins Smartphone. Doch Moment – alles unscharf. Oder meine Arme sind zu kurz. Wo ist meine Lesebrille? Im Rucksack. Wühlen, dabei das Telefon nicht fallenlassen. Und was mache ich mit der anderen Brille? Auf den Kopf schieben? Wegstecken? Der kleine Eisbär ist mittlerweile gelangweilt weggetrottet. Und ich bin genervt. Da muss es doch etwas besseres geben…
Die Gleitsichtbrille: Eine für (fast) alle Situationen
Das Jonglieren mit Brillen ist eine eher unbeliebte Kleinkunst. Aus diesem Grund greifen Menschen mit gleichzeitiger Kurz- und Alterssichtigkeit gerne zur Gleitsichtbrille. Oben ist sie Fernbrille, unten Lesebrille. Auch wenn das Glas der Gleitsichtbrille einen fließenden Übergang zwischen Nah- und Fernbereich bietet, so lässt es sich doch grob in drei Hauptbereiche einteilen. Den Fernsichtbereich nutzen die Brillenträger bei Entfernungen von mehr als zwei Metern, der Nahsichtbereich ist für typische Lesedistanzen von weniger als 50 Zentimetern optimiert. Der Bereich für die Distanz dazwischen nennt sich Progressionszone. Während die Fernsichtzone bei hochwertigen Brillen fast über die gesamte Breite des Glases geht, nimmt die Lesezone meist einen deutlich geringeren Teil der Glasbreite ein. Besonders eng ist der scharfe Sichtbereich in der Progressionszone.
Vor- und Nachteile der Gleitsichtbrille
Der Hauptvorteil der Gleitsichtbrille liegt auf der Hand (und macht die Hände frei): Durch sie wird das ständige Hantieren mit verschiedenen Sehhilfen überflüssig – sie ersetzt mehrere Brillen gleichzeitig. Dadurch sinkt zudem die Chance, dass man Brillen verliert, sich darauf setzt oder sie zuhause vergisst. Anders als Bifokalbrillen mit unterschiedlichen, abgesetzten Sichtbereichen ist die Optik der Gläser zudem harmonischer – sie sieht einfach eleganter aus. Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten: Gleitsichtbrillen sind häufig teurer als Brillen mit einer Sehstärke. Zudem können in der Eingewöhnungsphase Kopfschmerzen und Schwindelgefühle auftreten. Insgesamt ist eine Umstellung auf ein anderes Sehverhalten nötig, da Kopfbewegungen und Augenbewegungen besser koordiniert werden müssen. Nach etwa 4 bis 6 Wochen sollte sich aber jeder Besitzer an seine neue Gleitsichtbrille gewöhnt haben.
Tipps zur Eingewöhnung ins Sehen mit der Gleitsichtbrille
- Übung macht den Meister: Anders als die Lesebrille soll Ihre Gleitsichtbrille zu einem ständigen Begleiter werden. Versuchen Sie daher, sie so oft wie möglich zu tragen. Nur so werden Sie sich an den Seheindruck gewöhnen. Je länger Sie die Brille tragen, desto selbstverständlicher wird der Umgang für Sie.
- Horizontale Kopfbewegungen: Aufgrund der unscharfen Randbereiche der Gleitsichtbrille sollten Sie darauf achten, nicht nur mit den Augen Objekte zu verfolgen, sondern immer auch den Kopf etwas mitzudrehen. Dies ist vor allem beim Autofahren wichtig, da wir uns oft aus Gewohnheit darauf verlassen, dass wir Gefahren oder andere Verkehrsteilnehmer schon aus den Augenwinkeln bemerken.
- Vertikale Kopfbewegungen: Bei senkrechten Kopfbewegungen sollten Sie immer daran denken, dass Sie nur durch den unteren Teil der Gläser auf kurze Distanz scharf sehen. Das ist vor allem beim Absteigen von Treppen wichtig, da wir dazu neigen, den Kopf zu wenig nach unten zu neigen, wenn wir uns abwärts bewegen. Richten Sie Ihren Kopf daher so aus, dass Sie die Stufen gut erkennen können. Beim Lesen hingegen sollten Sie sich daran gewöhnen, lediglich die Augen nach unten zu bewegen, da am unteren Rand der Gläser kurze Distanzen scharf zu sehen sind. Nach einiger Zeit wird die richtige Kopfhaltung in Fleisch und Blut übergehen.
- Richtige Einstellung überprüfen lassen: Anders als bei Brillen mit einer festen Stärke ist es bei der Gleitsichtbrille sehr wichtig, dass sie perfekt sitzt. Der Punkt, an dem sie bei neutraler Augenhaltung durch das Glas schauen, muss genau in der Mitte liegen. Wenn Sie unsicher sind, wird Ihr Optiker oder Ihr Augenarzt gerne für Sie überprüfen, ob weitere Einstellarbeiten nötig sind.
- Auch eine Gleitsichtbrille ist nicht für alle Situationen geeignet: Besonders bei der Arbeit am Bildschirm müssten Sie den Kopf die meiste Zeit in den Nacken legen, um den nahen Arbeitsbereich gut erkennen zu können. Auf Dauer kann es dabei zu orthopädischen Problemen kommen. Sie sollten für die Bildschirmarbeit daher auf eine spezielle Arbeitsplatzbrille zurückgreifen, die speziell auf die typische Entfernung von Computerbildschirmen zugeschnitten ist.
Warum sind Gleitsichtbrillen so teuer?
Zugegeben: Gute Gleitsichtgläser sind nicht günstig. Hinzu kommen die Kosten für das Brillengestell, das, je nach Hersteller, ebenfalls ein tiefes Loch in die Geldbörse reißen kann. Bei den Gläsern ist der Preis zunächst abhängig davon, die groß die verschiedenen Sichtbereiche sind. Meistens gilt: Je breiter das scharfe Sichtfeld, desto teurer das Glas. Hochwertige Gleitsichtbrillen sind zudem an die individuelle Sehkraft ihres Trägers angepasst. Sie bieten damit den größtmöglichen Sehkomfort bezogen auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden. Dabei spielen sowohl anatomische Details eine Rolle – wie etwa der Augenabstand oder die Pupillenweitung -, anderseits werden allerdings auch der Einsatzzweck und die üblichen Sehgewohnheiten des Käufers berücksichtigt. Ein Brillenträger, der beruflich viel Auto fährt, hat andere Bedürfnisse als einer, der fast den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt. Aus diesen Gründen sind Beratung und Herstellung ein aufwändiger Prozess, wodurch die Mehrkosten gegenüber einer normalen Korrekturbrille zustande kommen. Hinzu kommen die Kosten für die Entspieglung oder Vergütung der Gläser, die allerdings auch bei normalen Brillen berechnet werden.
Lohnt sich der Kauf einer Gleitsichtbrille?
Ob eine Gleitsichtbrille das richtige für Sie ist, entscheiden Sie am besten bei einer individuellen Beratung mit Ihren Augenarzt oder Optiker. Den höheren Anschaffungskosten und der notwendigen Eingewöhnungszeit steht ein deutlich größerer Komfort gegenüber, der im Idealfall dafür sorgt, dass Sie fast vergessen, dass Sie überhaupt eine Brille tragen. Mit einer Gleitsichtbrille sind die Hände frei – um schnell das Smartphone zu zücken und dabei trotzdem dem Bären zu winken.